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Inspiration

Unkonventionell denken

Steckbrief

Cord-Friedrich von Hodenberg: Gestalter von individuellem Gartenräumen
Ausbildung und Studium: Lehre an niedersächsischer Baumschule, Studium der Landespflege und Gartendenkmalpflege in Dresden
Tätigkeiten: Büro für Garten- und Freiraumplanung, Dresden Gartendesigner und Landschaftsarchitekt im Designstudio, seit 2017 Geschäftsführer der Königlichen Gartenakademie, Berlin

Die Königliche Gartenakademie folgt den Spuren von Peter Joseph Lenné, wohl einem der bekanntesten Gartenarchitekten der Geschichte. Die ursprüngliche in Potsdam gegründete Ausbildungsstätte ist heute weit mehr: Das Gelände in Berlin Dahlem ist ein Ort zum Durchatmen. Hier genießt man die Natur und die eindrucksvolle Welt der Pflanzen. Aber nicht nur das: Hier lässt man die stilvolle Gestaltung des eigenen Gartens von den Designern und Landschaftsarchitekten konzipieren. Ein Gespräch mit Geschäftsführer und Leiter des Designstudios Cord v. Hodenberg über den Anspruch an edles Gartenambiente.

Erleben, wie Gartenkunst entsteht. Workshops in der Königlichen Gartenakademie

Wie viel historisches Handwerk aus Lennés Zeiten steckt heute noch in der Gestaltung von Gärten?
Es sind weniger die Techniken, die uns mit der Historie verbinden. Was wir mit unserem berühmten Kollegen gemeinsam haben, ist der künstlerische Ansatz, die Freiheit, großzügig zu denken, die Leidenschaft für das Besondere. Dazu gehört zum Beispiel auch die Detailverliebtheit, die wir mit unseren Vorgängern gemeinsam haben. Eine Steinbank, ein Brunnen – wir verbinden unnachahmliche historische Formen mit zeitgemäßem Gartendesign. Wenn die Originale nicht verfügbar sind, bilden wir sie bis ins Detail nach.

Lenné hat viele Eindrücke aus seinen Reisen verarbeitet. Gibt es in der Landschaftsarchitektur und der Gartenkunst heute Einflüsse aus anderen Ländern und Kulturen? Gibt es Modeströmungen und Trends, aber auch zeitlos Schönes?
Genau wie Lenné ist es uns wichtig, einen Garten oder auch einen Park zu designen und nicht zu konstruieren. Einen Unterschied macht möglicherweise die Vielfalt an Pflanzen, die uns zur Verfügung steht. Natürlich wechselt hier der Geschmack mit der Zeit. Trotz neuer Farben und Formen bleibt das Klassische doch immer bestehen. Hier kommt es auf die gekonnte Kombination an. Aber auch im Hinblick auf die Klimaveränderung können und müssen wir anders planen. Viele Pflanzen aus südlichen Regionen hätten früher bei uns kaum eine Chance gehabt, entwickeln sich heute aber wunderbar. Natürlich gehen wir hier im Sinne unserer Kunden kein Risiko ein. In unseren Gärten analysieren wir die Entwicklung jeder Pflanze. Erst wenn sie alle Qualitätstests bestanden hat, können wir sie unseren Kunden empfehlen.

Historische Zitate bis ins kleinste Details nachempfunden: So entsteht eindrucksvolles Ambiente

Um einen anspruchsvollen Freiraum zu schaffen, was sind die Kriterien für stilvolles Ambiente?
Im Vordergrund stehen die individuellen Wünsche unserer Kunden. Wir nehmen sie in die Pflicht, schließlich geht es um deren persönliches Lebensumfeld und um ihren Traum von Garten. Hinzu kommt unsere Interpretation des Ortes und der hohe Anspruch an Nachhaltigkeit und Qualität, den wir mit unseren Kunden gemeinsam haben.

„Individueller Gartenraum“ ist als Begriff Ihrer Webseite zu finden. Was genau verstehen Sie darunter?
Wir schaffen wie gesagt weder Einheitsflächen noch Durchschnittsbegrünung. Gern beraten wir unsere Kunden und nehmen sie mit auf unseren Weg. Wir geben jedem Stück Natur ein einzigartiges Design, das es nicht ein zweites Mal gibt. Bei uns in der Königlichen Gartenakademie haben unsere Kunden die Möglichkeit, dieses zu erleben und z.B. in den Musterpflanzungen zu bestaunen.

Schönes kann nicht ohne exakte Planung entstehen

Standen Sie jemals vor einer Herausforderung in Bezug auf Kundenwünsche?
Nicht, wenn es um die kreative Umsetzung individueller Vorstellungen geht. Hier ist es uns bisher immer gelungen, die Erwartungen unserer Auftraggeber zu erfüllen, wenn nicht sogar zu übertreffen. Nicht zuletzt, weil unsere Kunden immer Teil des Projekts sind. Der Kunde hat die Möglichkeit, seine Wünsche auf einem „Moodboard“ darzustellen, mit Abbildungen, Skizzen, Beschreibungen. Diese emotionale Ideensammlung hilft uns, den persönlichen Stil des Kunden zu erkennen und einen Masterplan für seinen Garten zu entwickeln, der sowohl Terrain als auch Geschmack berücksichtigt.

Gibt es bestimmte Materialien, die Sie einsetzen, um eine Gartenlandschaft entstehen zu lassen? Wie gelingt es, harmonische Übergänge zu schaffen? Zum Beispiel von einer Terrasse in den Garten? Von einer Sitzfläche auf den Rasen? Wie lassen sich Wege oder Treppen in die Natur integrieren, ohne zum Fremdkörper zu werden?
Ganz einfach, indem man Materialien wählt, die sich wie selbstverständlich ins Gesamtbild einfügen, die einfach dazu gehören. Als natürliches Material eignen sich beispielsweise keramische Fliesen. In den richtigen Proportionen eingesetzt, schaffen sie ein spannungsvolles Zusammenspiel zwischen Funktionalität und Design.

Wie lässt sich ein ganzheitlicher Eindruck im Garten schaffen – abseits von einer beliebigen Pflanzensammlung?
Indem man mit gewohnten Sichtweisen bricht. Indem man Gegensätze kombiniert und unkonventionell denkt. Warum nicht mal kräftige Farben mit Gräsern kombinieren? Oder Kräutern als dekorative Elemente eine völlig neue gestalterische Aufgabe zukommen lassen?

Eigene Ideen zu verwirklichen
heißt, unkonventionell
zu kombinieren

Gartentraum: In der Natur
zuhause sein.

Gärtnern liegt im Zuge der Besinnung auf die eigene schöne Umgebung gerade im Trend. Haben Sie einen Tipp für Gartengestalter?
Zunächst mal: Sich auf die Gestaltung einlassen und sich von der Natur inspirieren lassen. Und dann einfach mal ausprobieren und Mut beweisen. Häufig beobachten wir, dass einzelne Gewächse wie zum Beispiel eine Rose in all ihrer Schönheit für sich allein wirken sollen. Falsch. Rosen haben zwar wunderschöne Blüten, der Rest der Pflanze macht ehrlich gesagt nicht viel her. Mein Tipp: Blumen wie diese immer zu dritt pflanzen, so wirken sie gleich buschiger und dichter, ohne der Blüte ihren Auftritt zu nehmen.

Gestalten, realisieren, erleben. Gartenarchitektur als Entwicklungsprozess

Wie gelingt es, einen Garten mit seinen Pflanzen das ganze Jahr über attraktiv zu halten?
Indem man seine Schönheit zu jeder Jahreszeit erkennt. Natürlich möchte man die Blütezeit der Gewächse so früh wie möglich beginnen und so spät wie möglich enden lassen. Aber das allein ist es nicht. Ein Baum mit blattlosen Ästen kann an einem nebligen Novembertag zu einer beeindruckenden Skulptur werden.

Zum Schluss eine Frage an Sie ganz persönlich: Wie verwirklichen Sie Ihre ganz persönlichen Gartenträume?
Bei Wind und Wetter hier, in den Gärten der Königlichen Gartenakademie.

Peter Joseph Lenné

Gartenkunst als wissenschaftliche Ausbildung

20. August 1823: bis heute ein wichtiges Datum für die Entwicklung der Gartenkunst in Deutschland. An diesem Tag erließ König Friedrich Wilhelm III. die Order, dass die Königliche Gärtnerlehranstalt zu gründen sei. Zum Direktor der ersten wissenschaftlichen Ausbildungsstätte für Gärtner ernannte er den Antragsteller, Peter Joseph Lenné. Der Gartenarchitekt hatte von nun an alle Fäden in der Hand: Sein Wissen und seine, an die Grundsätze der Romantik angelehnte revolutionäre Denkweise konnte er an neue Generationen weitergeben.

Zu seinem Credo gehörte es, geradlinige geometrische Formen zu überwinden, die Natur zum Formgeber zu machen und Anlagen zu „verlandschaften“.

Und als General-Gartendirektor der angeschlossenen königlich-preußischen Gärten unterlag die anspruchsvolle Gestaltung der renommiertesten Anlagen landesweit einzig und allein ihm.

Schloss Herrenchiemsee

Natürliche Materialien als eindrucksvolle Dekor-Elemente

Laut seinem Erbauer, König Ludwig II. sollte das Schloss Herrenchiemsee das bayerische Versailles werden: Pompös, prunkvoll und über alle Zeiten erhaben. Gespart wurde daher weder an herausragender Ausstattung noch an erstklassiger Materialqualität. So wundert es nicht, dass die der bayerische König für sein Vorzeigeschloss nicht nur Porzellan,

sondern auch Materialien für die aufwändige Fassadengestaltung in großer Stückzahl bei Villeroy & Boch orderte. Und ebenfalls wundert es nicht, dass die an Sandstein und Carrara-Marmor erinnernden Säulenkapitelle, Gesimskonsolen und Baluster heute so natürlich schön anmuten wie vor 150 Jahren.