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Inspiration

Urban Farming: Frisch vom Dach

Rosmarin in der 32ten Etage. Auberginen im Innenhof. Gurken auf dem Dach: Die verschiedensten Projekte weltweit verbinden stillvoll urbanes Leben mit nachhaltigem Anbau von Kräutern, Obst oder Gemüse.

Nach Urban Gardening kommt Urban Farming. Dem Pflanzenreichtum auf Dächern und an Baumscheiben folgt nun Teil zwei des weltweiten Gedankens, die Natur zurück in die Stadt zu holen – und ganz nebenbei Lifestyle mit Nachhaltigkeit und Genuss zu verbinden. Auf Dächern von Lagerhallen, im Schatten von Hochhäusern, auf Grünstreifen – überall wo Asphalt und Bebauung es zulassen, entstehen Anbauflächen für alles, was gesund ist und schmeckt.

Grüne Lunge 2.0

Das Bekenntnis zur urbanen Landwirtschaft hat unterschiedlichste Gründe. Städte und Kommunen setzen auf die Schaffung eines grünen Mikrokosmos als wichtiger Baustein der klimaneutralen Stadt. Genießer und Köche freuen sich über nachhaltig angebaute frische Produkte, die ohne Transportkosten auskommen.

Düsseldorf: Unter dem Motto „Essbare Stadt“ fördert die Stadt den Urban Farming Gedanken, um einen Beitrag zur Verbesserung des städtischen Klimas zu leisten und gleichzeitig auf saisonale und regionale Ernährungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen: Schulen, KiTas und Nachbarschaftsorganisationen können ganz praktisch tätig werden und ein Bio-Hochbeet beantragen. Inhalt des kostenlosen Pakets sind der Bausatz selbst, dazu Erde, Saatgut und das Know how eines Gärtners, der auf Wunsch gerne mal vorbeischaut.

Tokio: Auf den gerade mal 35 Quadratmetern einer Dachterrasse mitten in Shibuya, dem hippsten Viertel der Metropole wachsen verschiedenste Gemüsesorten – jedes Pflänzchen ist dabei fest in der Hand von Usern einer App. Die App ist nicht nur Schlüssel zum Öffnen der Dachetage, sie liefert auch Webcam-Bilder von Kohl & Co. Von der Saat bis zur Ernte erlebt man live, wie der eigene Kopfsalat wächst und gedeiht.

Herne: Das Gewächshaus auf dem Dach des Mehrfamilienhauses ist mit seinem angeschlossenen Gemeinschaftsgarten nicht nur ein entspannter Treffpunkt für die Menschen der verschiedenen Etagen, hier lässt sich der Einkauf des auf dem Dach angebauten Gemüses ganz nebenbei erledigen. Das Projekt ist nur eins von vielen, die Unternehmen aus Architektur, Agrar-, Energie- und Wasserwirtschaft zusammenbringen, um das Potenzial ungenutzter Flächen im Rahmen der gebäudeintegrierten Landwirtschaft bestmöglich auszunutzen.

New York: Hunderte von Community Gardens gibt es mittlerweile in allen Teilen der Stadt. In Hinterhöfen, auf Parkplätzen, an Schulen oder auf Dächern von Fabrikhallen wächst und gedeiht Gemüse – aber auch Hühnerställe, Fischbecken und Bienenstöcke sind keine Seltenheit. Bewirtschaftet werden solche Gemeinschaftsgärten von Bürgergemeinschaften der Stadteile. Und das in den meisten Fällen mit großem Erfolg. Denn der Verkauf von lokalen Erzeugnissen in erstklassiger Bio-Qualität erfreut sich seit geraumer Zeit höchster Beliebtheit bei den New Yorkern, die bewusste Ernährung, lokal produzierte Lebensmittel und gehobene, anspruchsvolle Küche zu schätzen wissen.

München: Einen großen technologischen Schritt weiter geht die Entwicklung des nachhaltigen Anbaus mit dem Vertical Farming. Wie der Name schon sagt, wachsen Salat und Spinat nicht auf horizontaler Ebene, sondern nach oben – in Beeten von Indoor-Farmen. In so genannten hydroponischen Systemen werden sie ganz ohne Erde mit einer Nährstofflösung und, per LED-Leuchten, mit künstlichem Sonnenlicht versorgt. Gespart werden dabei nicht nur Wasser, Düngemittel und Pestizide, sondern auch Logistikkosten. Denn das junge Gemüse gedeiht gleich vor Ort neben dem Supermarkt, knackig frisch und immer verfügbar.

Wasserspinat in einem hydroponischen System