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Inspiration

Reflektion in WEISS – die Farbe der Zukunft

Kampf dem Klimawandel – und zwar in Weiß! Das Forschungsteam der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana hat einen weißen Farbton entwickelt, der das Licht der Sonne fast vollständig reflektiert. Die Forscher haben Messungen im Freien durchgeführt und herausgefunden, dass die Farbe in der Nacht Oberflächen um bis zu 10,5 °C kühler halten kann als die Umgebung. Auch könne sie in Mittagsstunden Oberflächen um gut 4 °C gegenüber der Umgebung abkühlen. Das funktioniere auch im Winter bei einer Außentemperatur von 6 °C, so die Ergebnisse. Die neue, weiße Farbe ist das Ergebnis von vielen Jahren Forschung. In den 70er Jahren analysierte man Strahlungskühlfarben als Alternative zu Klimaanlagen. Ultraweiße Farben bestehen meist aus Calciumcarbonat. Für uns heißt das – her mit der schönen kühlen Farbe, die auch schon in der Natur immer eine wichtige Rolle gespielt hat. Wenn auch versteckt….

Wo findet sich Weiß in der Natur?

In der bekannten Nomenklatur der Farbe von Symes im Jahre 1821 definiert er verschiedenste Weißvarianten und ordnet sie den Farben der Natur zu: Schneeweiß wie das Brustgefieder der Lachmöve oder des Schneeglöckchens, Rotweiß wie das Ei des gemeinen Hänflings, Violettweiß wie der Übergang von Nacken zu Rücken der Dreizehenmöve, Gelbweiß wie der Reiher, Orangeweiß wie das Brustgefieder der Schneeeule, Grünweiß wie die Kloakenfedern des Wintergoldhähnchens, Milchweis wie der menschliche Augapfel oder ein Opal sowie Grauweiß wie die innere Schwungfeder der Dreizehenmöve oder die weiße Weintraube.

Rotweiß besteht aus Schneeweiß mit einem winzigen Teil Karmesinrot und Aschgrau

(Quelle: Die Farben der Natur, Dumont Verlag)

Grauweiß ist Schneeweiß
gemischt mit ein wenig Aschgrau

(Quelle: Die Farben der Natur, Dumont Verlag)

Weiß ist längst nicht weiß. Die Natur kennt viele Nuancen.

Unendlich inspirierend: Weiß

Und das sagen die Künstler zu der Farbe, die gerade am Anfang des 20 Jahrhunderts, auf dem Weg zu Abstraktion, von Weiß große Hilfe bekamen.

Weiß, das ist für Kasimir Malewitsch die Gegenstandslosigkeit in höchster Vollendung - und zugleich entspricht die Farbe dem Ideal einer sich positiv wandelnden Gesellschaft. Er formuliert 1919: »Der weiße, freie Abgrund, die Unendlichkeit liegt vor uns.«

Für Wassily Kandinsky symbolisiert die weiße Fläche eine Welt, in der alle Farben verschwunden sind. Das Weiß, so Kandinsky, wirkt auf unsere Psyche als ein großes Schweigen (...), welches nicht tot ist, sondern voller Möglichkeiten. 

(Unser Lesetipp und Quelle: Der weiße Abgrund Unendlichkeit! Kandinsky, Malewitsch, Mondrian. Hg. Marion Ackermann. Katalogbuch, K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2014.)